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Artenvielfalt

Aus der Satzung des Fördervereins Beweidung & Streuobst in Lindenberg/Pfalz:  „Ziel und Zweck des Vereins ist es, den Naturschutz und die Landschaftspflege auf den ehemaligen Acker- und Grünflächen um den Ort Lindenberg zu koordinieren…“

Naturschutz ist uns wichtig, aber wie lassen sich Bäumfällungen zur Freilegung von Grünflächen und Beweidung mit Biodiversität und Artenvielfalt in Einklang bringen? Diese Frage versuchen wir auf dieser Seite zu beantworten.

Grünland als wertvoller Lebensraum

Biodiversität braucht ein Mosaik aus unterschiedlichen Lebensräumen wie Wald, Weiden und Streuobstwiesen. Im mittleren Pfälzerwald, wo wir uns befinden, nimmt der Wald ca. 90% der Fläche ein, das Offenland nur 10 %. Das Offenland oder Grünland ist ein artenreicher Lebensraum, der nur durch die Fortführung der menschlichen Tätigkeit, durch die es entstanden ist, erhalten bleiben kann. Gerade die Randbereiche zwischen Offenland und Wald sind besonders artenreich, allerdings nur wenn das Offenland nicht intensiv benutzt wird.

Ein Zusammenleben mit dem Wald

Lindenberg ist umgeben von Wald. Zieht man auf einer Karte eine gerade Linie nach Norden, so findet man das nächste größere Offenland erst nach 12 km in Altleiningen! Nach Westen hin sind die nächsten Grünlandinseln in Esthal und Weidenthal zu finden.

Das Grünland um unser Dorf ist in den letzten Jahrzehnten nach und nach vom Wald verdrängt worden. Alte Sandsteinmauern, die früher Teil unserer Acker- und Wiesenlandschaft waren und sich nun im Wald befinden, zeugen davon.

Wir wollen diese wertvolle und in unserem Gebiet seltene Offenlandstruktur zurückerobern und durch eine naturverträgliche, extensive Beweidung erhalten.

September 2023, Blick vom Joppenholz: In Lindenberg ist der Wald nie weitSeptember 2023, Blick vom Joppenholz: In Lindenberg ist der Wald nie weit

 

Extensive Beweidung fördert die Artenvielfalt

Extensive Beweidung fördert das Artenreichtum im Grünland. Beispielsweise entstehen durch eine Beweidung mit Schafen kurzrasige Flächen, die gerne von Vögeln zur Nahrungssuche genutzt werden. Durch die Beweidung werden die Gräser zurückgedrängt und wilde Kräuter gefördert. Fressen die Ziegen die Gehölze, so schaffen sie Licht für die Bodenpflanzen. Die Weidetiere schaffen Strukturen sowie Rohböden auf der Weide durch Laufwege und Wälzstellen. Diese bieten gute Bedingungen für Insekten (z.B. Wildbiene) und Pflanzen. Kot der Weidetiere dient als Nahrung für Insekten wie Mistkäfer, die wiederum als Futtergrundlage für Vögel und Fledermäuse dienen. Manche Pflanzen brauchen Trittstellen, damit ihre Samen keimen können.

Durch die Beweidung entsteht ein komplexes, artenreiches Ökosystem, das allerdings sehr abhängig vom Können des Beweiders/der Beweiderin ist. Bleiben beispielsweise die Weidetiere zu lang auf einer Weide und bekommt die Weide keine Ruhepause, so können die Kräuter nicht wachsen.

In unserem Beweidungsprojekt versuchen wir, dieses Ökosystem im Gleichgewicht zu halten, damit Lindenberg ein Hotspot der Artenvielfalt wird.

 Sommer 2023, extensive Beweidung im Bereich Obere BirkenSommer 2023, extensive Beweidung im Bereich Obere Birken

 

Streuobstwiesen als eines der artenreichsten Biotope im Pfälzerwald

Streuobstwiesen zählen zu den wichtigsten und artenreichsten Kulturlandschaften. Sie vereinen mit ihren freistehenden Bäumen die Eigenschaften lichter Wälder und mit ihrem Unterwuchs die Eigenschaften blühender Wiesen. Mit Totholzhaufen, Steinhaufen sowie Nisthilfen versuchen wir, diesen Strukturreichtum weiter zu erhöhen.

September 2023: Nistkasten auf der Streuobstwiese im JoppenholzSeptember 2023: Nistkasten auf der Streuobstwiese im Joppenholz

Wie weit sind wir mit der Artenvielfalt?

Wir erfassen nicht systematisch die Pflanzen, Insekten, Vögel und anderen Tiere auf unseren Flächen (und wären dankbar für Meldungen bezüglich jeglicher Arten!), können jedoch einige Beispiele nennen, die zeigen, dass die Entwicklung der Artenvielfalt durchaus positiv ist.

 August 2023, Begeisterung bei Naturliebhabern: Gottesanbeterin auf dem baumfreien Hügel der alten DeponieAugust 2023, Begeisterung bei Naturliebhabern: Gottesanbeterin auf dem baumfreien Hügel der alten Deponie

Einige Naturbeobachtungen in Lindenberg aus dem Jahr 2023:

  • Gelbstern und Acker-Stiefmütterchen u.a. im Bereich Obere Birken
  • Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa), sowohl auf der Joppenholzwiese als auch an der alten Deponie. Sie gilt in Deutschland als gefährdet.
  • Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) an der alten Deponie. Sie ist in ganz Europa geschützt und gilt ebenfalls als gefährdet.
  • 55 Vogelarten, darunter Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) im Bereich Obere Birken und Kuckuck. Das Schwarzkehlchen ist ein typischer Vogel von offenen Flächen mit einzelnen Büschen. Der Kuckuck braucht halboffene Waldlandschaften.
  • Spechte: im Bereich Obere Birken und Joppenholzquelle Buntspecht, Grünspecht, Mittelspecht, Schwarzspecht. Während der Schwarzspecht ein reiner Waldvogel ist, ist der Mittelspecht en typischer Bewohner von lichten Wäldern und Streuobstwiesen. Der Grünspecht bevorzugt Randzonen von Wäldern und braucht offene Flächen.

April 2023: Wiesen-Gelbstern im Bereich Obere BirkenApril 2023: Wiesen-Gelbstern im Bereich Obere Birken